Wettruper Kochbuch auch nach 40 Jahren noch gefragt

In einem lesenswerten Zeitungsbeitrag schreibt Sebastian Hamel im Dezember 2021 über die Erfolgsgeschichte des Wettruper Kochbuchs. 

Lingener Tagespost vom 16.12.2021

 

Wettrup. Das kleine Dorf Wettrup mit seinen rund 600 Einwohnern dürfte jenseits des Emslandes nicht allzu bekannt sein – doch ein Produkt aus dem Ort hat es bis nach Amerika und in den Vatikan geschafft: das Wettruper Kochbuch.

Bereits die erste Rezeptsammlung aus dem Jahr 1981 verkaufte sich rund 50.000 Mal und ermöglichte es den Erschafferinnen von der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD), von der Kirchenrenovierung bis zur Afrikahilfe manch wohltätiges Projekt zu unterstützen. Inzwischen sind 40 Jahre ins Land gegangen und vier verschiedene Ausgaben erschienen – und noch immer sind die Büchlein ein gefragtes Gut.

„Kürzlich erst haben wir 450 Exemplare an ein Unternehmen verkauft, das seinen Mitarbeitern damit ein Weihnachtsgeschenk bereiten möchte“, freut sich Maria Fehren vom Vorstandsteam der KFD Wettrup. Dass das Kochbuch eine solche Erfolgsgeschichte hinlegen würde, hätten sich auch die Pionierinnen der ersten Ausgabe nicht träumen lassen.

Carola Schlump, Maria Klus, Hedwig Wilken-Keeve und die vor gut einem Jahr verstorbene Marianne Sope hatten das Werk damals auf den Weg gebracht. „Rezepte zu sammeln war zu dieser Zeit einfach ,in'“, erinnert sich Carola Schlump. Inspiriert durch Frauen aus Freren, die ihrerseits Koch- und Backanleitungen für einen Schnellhefter zusammengetragen hatten, machten sich die Wettruperinnen an die Arbeit.

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Eine besondere Redaktionssitzung: Maria Fehren und Rita Kloppe (von links) vom heutigen Vorstandsteam der KFD Wettrup zusammen mit den „Kochbuch-Pionierinnen“ Maria Klus, Hedwig Wilken-Keeve und Carola Schlump.

Foto Sebastian Hamel

 

Start mit 300 Exemplaren

Pünktlich zum Handarbeitsbasar im Mai 1981 konnte das Kochbuch zum Preis von 15 Mark angeboten werden – und entwickelte sich umgehend zum Verkaufsschlager: „Wir hatten zunächst 300 Stück anfertigen lassen und bei der Druckerei in Berge sagte man uns, sie würden eine weitere Auflage produzieren, wenn 100 neue Bestellungen vorliegen – aber nach dem Basar hatten wir bereits 400 Anfragen“, berichtet Carola Schlump.

Schließlich konnten im ersten Jahr schon ganze 3000 Exemplare veräußert werden, bis Juni 1984 stieg die Zahl auf 27.000. Ab 1984 war das erste Wettruper Kochbuch über den Buchhandel erhältlich, wobei 2 Mark pro Buch direkt an die Welthungerhilfe und 2,25 Mark an die KFD gingen.

Es blieb allerdings nicht beim Erstlingswerk: 1989, 2001 und 2015 erschienen neue Ausgaben, jeweils mit ganz anderen Rezepten – nicht ein einziges Gericht wiederholt sich. Maria Fehren sagt: „Man kann in den verschiedenen Ausgaben auch eine Entwicklung der Kochkultur erkennen.“

So beziehen sich im Buch von 1981 noch zahlreiche Anleitungen auf die Hausschlachtung – zum Beispiel Gehacktes in Gläsern, Blockwurst und Leberpastete – oder geben Tipps zum Einmachen von Obst und Gemüse, während das Werk von 2001 – erschienen zur 1111-Jahr-Feier von Wettrup – bereits kundtut, welche schnellen Köstlichkeiten sich auf Basis einer Zwiebelsuppen-Fertigmischung zaubern lassen.

Die Bücher decken das komplette Spektrum des Kochens und Backens ab: Sämtliche Rubriken wie Suppen, Aufläufe, Fleisch-, Fisch-, Nudel- und Spargelgerichte, Eintöpfe, Pikantes, Salate und Desserts werden berücksichtigt, und auch die Themen Brot, Kuchen, Torten, Gebäck, Getränke, Kindergerichte und Eingemachtes kommen nicht zu kurz. „Viele der Rezepte können zubereitet werden, ohne extra einkaufen zu müssen, weil die benötigten Zutaten ohnehin im Haushalt vorhanden sind“, sagt Maria Klus.

Erlös für den guten Zweck

Immer waren es Wettruper Frauen, die den Aufrufen der KFD gefolgt waren und ihre Rezepte notierten und einreichten. Und immer schon wurde der Erlös aus den Kochbüchern karitativen Zwecken zugeführt: Unzählige Einrichtungen wie Pflegeheime oder Hospize erhielten Zuwendungen, zuletzt unterstützte man die Opfer der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer.

Viel positives Feedback haben die Initiatorinnen in den zurückliegenden 40 Jahren erhalten, aber auch manch kuriose Rückmeldung war dabei: So habe einst eine Frau angerufen und gefragt, bei wie viel Grad sie denn den Neujahrskuchen-Teig in den Ofen stellen soll. „Das wäre ein fester Klumpen geworden“, schmunzeln die KFD-Frauen.

Um die Verpackung und den Versand der Bücher kümmerte sich übrigens rund 35 Jahre lang Carola Schlump mit ihrer Familie. Schwiegertochter Monika Schlump war KFD-Vorsitzende, als das dritte Kochbuch 2001 erschien. Seit 2015 zeichnet Maria Gels, die zuvor schon unterstützend wirkte, alleinig für den Versand verantwortlich.

In der Deutschen Nationalbibliothek archiviert

Nachdem das erste und zweite Wettruper Kochbuch zwischenzeitlich vergriffen waren und auf Online-Plattformen zum Teil mit Preisen bis zu 30 Euro gehandelt wurden, erfolgte 2018 eine Neuauflage, sodass das „Quartett“ nun wieder vollständig ist. Seit Kurzem sind alle vier Bücher sogar in der Deutschen Nationalbibliothek archiviert.

Der Vertrieb läuft heute wieder über die KFD selbst: Ein Buch kostet 10 Euro, ein Vierer-Set ist für 35 Euro erhältlich. Ob es vielleicht eines Tages noch ein fünftes Kochbuch geben wird? „Mal schauen“, meint Maria Fehren. Heute werde ja beim Kochen häufig einfach das Internet zu Rate gezogen. Aber an Rezeptideen mangelt es den Frauen in Wettrup keinesfalls.

 

Bestellungen sind über die hier genannten Wege möglich.